FEAPDA Kongress 2016 in Luxemburg

Unter dem Motto “Inclusion and what it means for deaf education“ fand der stark frequentierte vierundzwanzigste „Congress of the European Federation of Associations of Teachers of the Deaf“ (FEAPDA) vom 21.-22. Oktober 2016 statt. Tagungsort war die sehr gut ausgestattete, neu gebaute Schule mit den Förderschwerpunkten Hören und Sprache. Eine Vielzahl von Referenten aus den zehn Mitgliedsstaaten boten Workshops und Vorträge zu aktuellen Themen an.

Luxemburg bei Nacht

Wendy Mc Cracken (GB) von der Universität Manchester hielt einen Vortrag über die Ausbildung zum Hörgeschädigtenpädagogen im 21. Jahrhundert. Zeichen unserer Zeit ist der ständige Wandel, insofern ist es schwierig sowohl die Lehrerinnen und Lehrer als auch die Schülerinnen und Schüler auf die bislang noch unbekannten Anforderungen, die sie in Zukunft bewältigen sollen, vorzubereiten. Wertvolle Kompetenzen sind daher Probleme identifizieren, analysieren und lösen zu können, kritikfähig und innovativ zu sein, sowie selbstständig, im Vertrauen auf die eigenen Ressourcen, neue Konzepte entwickeln zu können. Sie warnte davor, dass gehörlose Kinder häufig durch die niedrigen Erwartungen mit denen man ihnen begegnet limitiert werden.

Vortrag von Mc Cracken

Der zukünftige Einsatzbereich der Hörgeschädigtenpädagoginnen und –pädagogen liegt sehr häufig im Bereich des sonderpädagogischen (mobilen) Dienstes, somit benötigen sie Kompetenzen in der Erwachsenenbildung, um ihr Wissen an die Kolleginnen und Kollegen an den allgemeinen Schulen professionell weitergeben zu können.

Mc Cracken beendete ihren Vortrag mit folgenden Fragen: Würden Sie einen Doktor aufsuchen, der für seinen Fachbereich nicht ausgebildet und registriert ist? Würden Sie Medikamente bei einem nicht ausgebildeten Apotheker kaufen? Erwarten Sie, dass gehörlose Kinder im 21. Jahrhundert von Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden, die keine entsprechende Ausbildung hierfür haben?

Diese Forderung nach Professionalisierung wurde von vielen Expertinnen und Experten, die von Claudia Becker (D), Mireille Audeoud (CH) u.a. im Rahmen des De-sign Bilingual Projektes in vielen europäischen Ländern befragt wurden, ebenfalls geäußert.

Ihre Forschungsergebnisse und rechtliche Grundlagen zu den befragten europäischen Ländern sind auf einer interaktiven Landkarte zusammengefasst: www.univie.ac.at/designbilingual.

Für Lehrerinnen und Lehrer gibt es zudem eine Homepage mit bimodal-bilingualem Material zum kostenlosen Download: www.univie.ac.at/teach-designbilingual.

Die FEAPDA bietet wertvolle Chancen mit Hörgeschädigtenpädagoginnen und Hörgeschädigtenpädagogen aus anderen europäischen Ländern in Austausch zu treten und dabei Einblicke in ihre professionellen Einsatzbereiche, sowie die jeweiligen Schulsysteme zu erhalten. Ein sehr interessantes Beispiel bietet Norwegen. In der Schule mit Förderschwerpunkt Hören in Trondheim, werden hörgeschädigte Schülerinnen und Schüler aus inklusiven Unterrichtssettings an allgemeinen Schulen zeitweise unterrichtet. Je nach Förderbedarf wird im Vorfeld festgelegt, wie viel Zeit sie an der Sonderschule zur speziellen Förderung verbringen sollen. Die meiste Zeit besuchen sie den Unterricht der allgemeinen Schule an ihrem Heimatort.

 

Weitere News aus dem FEAPDA Council:

Paul Simpson (GB) war 13 Jahre der erste Vorsitzende. Guido Lichtert arbeitete 32 Jahre für FEAPDA, zuletzt als Vizepräsident.

Vielen Dank für die geleistete Arbeit!

Alison Weaver (GB) wurde einstimmig zur neuen ersten Vorsitzenden gewählt.

 

Text: Claudia Bielefeld, Vera Kolbe